Interview mit Constantin Kirsten
Constantin Kirsten über Selbstbewusstsein, Feiseanna und die Wahrheit über das Ende von Regenbögen.
Bei Timo gab es neben Tanzschuhen und Trainingskleidung noch ein Autoradio in seiner Tanztasche. Was bringst du zum Training mit?
Was haben wir denn hier… Wasser, Schnürsenkel und eine portable Tastatur.
Die Frage scheint sehr vieles zutage zu bringen. Erzähl mal, wie du zum Irish Dance gefunden hast!
Als ich 14 Jahre alt war, habe ich mit meinen Eltern zusammen die Show „Riverdance“ in der Stadthalle in Cottbus, meiner Geburtsstadt, gesehen. Als wir nach der Show aus der Halle gingen, hat uns ein Mann einen Flyer gegeben, auf dem für Irish Dance-Unterricht geworben wurde. Am nächsten Tag ist meine Mutter sofort dorthin gegangen. Zwei Monate später hat sie mich dann auch mitgenommen. Zunächst habe ich nur Céili getanzt und kleinere Auftritte mitgemacht. Ein Jahr später habe ich mit Soft- und Hardshoe-Training angefangen.
Bevor du nach Berlin gekommen bist, warst du eine Zeit lang im Ausland. Wie ging es da mit dem Training weiter?
Genau. Von 2006-2007 war ich in Finnland und dort habe ich tatsächlich eine Irish Dance-Gruppe gefunden, der ich mich dann angeschlossen habe.
Hast du gezielt danach gesucht?
Nein, das war ganz zufällig. Ich habe in der Schule ein Mädchen gesehen, das mit seinen Fingern auf dem Tisch getanzt hat - wahrscheinlich um Schritte durchzugehen. Als ich das gesehen habe, dachte ich, das kann nur Irish Dance sein.
Irish Dance bringt Menschen zusammen, egal wo man ist!
Man erkennt sich untereinander! Als ich angefangen habe, mit ihrer Gruppe zu trainieren, habe ich mir auch meine ersten eigenen Hardshoes gekauft!
Das ist eine schöne Erinnerung! Wie ging es weiter?
Nach dem Auslandsaufenthalt habe ich in Cottbus einen Tanzverein mit meinen Eltern gegründet und angefangen auch selber zu unterrichten. Dann bin ich 2011 für das Studium nach Potsdam gezogen. Durch einen WinterWorkshop habe ich in Berlin Nicole und Gyula kennengelernt.
Was studierst du?
Jetzt heißt der Studiengang mittlerweile „Sound for Picture“, nicht mehr „Ton“ wie früher. In zwei Jahren habe ich dann einen Master of Fine Arts. Klingt großartig, oder?
Nicht nur Arts sondern gleich Fine Arts!
Wie sieht deine weitere Lebensplanung aus?
Oh je. Ich würde gerne in Richtung Akustik gehen und weniger zur Filmarbeit. Mal schauen, ob ich auch später die Shows mit Cornamusa damit verbinden kann.
Ab welchem Zeitpunkt hast du gemerkt, dass Tanzen zum Nebenberuf geworden ist?
Das hat sich so eingeschlichen. Als ich angefangen habe, in Cottbus zu unterrichten, war das auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Dann kamen so viele Shows mit der Company und auch die Touren mit Cornamusa dazu. Das Tanzen wurde zum Lebensinhalt.
Was hast du bis jetzt am meisten gelernt, seitdem du in der Company tanzt?
Selbstbewusstsein! Ich war nicht immer ein selbstbewusster Mensch. Durch die Bühnenerfahrungen konnte ich genau daran arbeiten.
Wer inspiriert dich dazu besser zu werden?
Beim Tanzen unsere Trainer. Natürlich im Speziellen Nicole und Gyula. Aber auch Colin Dunne beispielsweise, der uns in manchen Workshops trainiert hat. Aber auch Shows, die ich mir ansehe, inspirieren mich immer sehr!
Was kommt dir in den Sinn, wenn du an die Company denkst?
Wenn ich an die Company denke, dann fällt mir vor allem ein, dass ich so sein kann, wie ich bin. So wie mich die Tänzer in der Company kennen, kennen mich nicht sehr viele!
Kommen wir zu deinem Maskottchen. Das ist ein wichtiger Bestandteil bei uns. Was begleitet dich denn auf Tour?
Mein Esel Shammy. Shammy wie „Shamrock“, denn er hat auf seinem Füßchen ein kleines Shamrock. Gyula hat ihm diesen Namen gegeben.
Ich will mehr wissen!
(holt sein Tagebuch heraus und liest vor) Es war der 22.01.2016 auf dem Weg nach Bad Langensalza. Zu 5. waren wir unterwegs zu einem Auftritt und ich sah den Esel auf einer Raststelle sitzen. Am 24.01.2016 in Kamp Lintfort wurde er von Gyula dann auf den Namen Shammy getauft. Der Esel passt deshalb auch so gut, weil er mich an meinen Auftritt als Esel bei der Weihnachtsshow 2014 erinnert.
Moment! Ist das ein Tagebuch, in das du Erlebnisse mit der Company schreibst?
Ja, da schreibe ich genau solche Erinnerungen auf.
Steht dort auch geschrieben, was das schönste Kompliment war, das du mal bekommen hast?
Mir hat ein Tänzer mal gesagt, dass ich ein Vorbild für ihn sei. Du trainierst ja nicht nur für Shows, sondern auch für Wettkämpfe. Bald finden die German Opens statt, es geht um den Deutschen Meister-Titel! Ist das Tanzen auf solch einer Feis-Bühne anders als das Tanzen auf einer Show-Bühne?
Das Gefühl ist ein komplett anderes für mich. Bei einer Show-Bühne hat man noch einen Backstagebereich, wo man körperlich noch entspannt sein kann. Dann gibt es den Moment, in dem du raus gehst und alles zeigen musst. Beim Feis stehst du allerdings die ganze Zeit vor der Jury und wartest ab, bis dein Einsatz kommt. Dann hast du wenige Minuten, die über alles entscheiden. Bei einer Show bist du länger auf der Bühne und tanzt mit mehreren Menschen gleichzeitig an einer Choreographie. Die Performance ist eine ganz andere und demnach ist auch das Gefühl ein ganz anderes.
Wie bleibst du bei Wettkämpfen oder bei Auftritten fokussiert?
Bei mir ist das immer so, dass ich dir jetzt nicht sagen könnte, wie die Schritte von Strings of Fire sind. Aber mach mir die Musik an und ich tanz es dir. Ich kann darauf vertrauen, dass meine Beine wissen, was zu tun ist. Deswegen kann ich die Aufregung davor gut aushalten und mich auf die Bühnenperformance konzentrieren. Ich habe auch mit 6 Jahren angefangen für viele Jahre Klavier, Querflöte und Blockflöte zu spielen. Seitdem haben kleinere Elternkonzerte, später auch größere Konzerte und Wettbewerbe immer dazugehört. Wahrscheinlich hat das schon geschult.
Das hat dich anscheinend mit Erfolg geschult! Du konntest schon einige Titel mit nach Hause nehmen. Welche waren das?
2014 und 2015 wurde ich Deutscher Vizemeister, letztes Jahr Deutscher Meister. Dieses Jahr geht es also um die Titelverteidigung.
Was machst du an Tagen, an denen du nicht tanzt?
Interviews geben und Autogrammkarten schreiben (lacht). Nein, die meisten Tage werden durch Uni und Arbeit ausgefüllt. Eine Zeit lang habe ich an der Universität Geräteturnen gemacht.
Es ist Zeit für die Blitzfragen! Zunächst musst du dich erst einmal entscheiden, in welcher Kategorie die Blitzfragen ausgewählt werden: Hard oder Soft?
(leicht panisch) Oh je! Blitz! Oh Gott! Ich muss spontan sein! Ok! Hard!
Würdest du lieber eine humorvolle Person sein, die jeden zum Lachen bringt, dafür aber selbst über keinen Scherz lachen kann oder lieber eine Person, die selbst nicht lustig ist, aber über alle anderen Scherze lachen muss.
Oh je! (längere Pause) Das zweite. Ich möchte lieber selber lachen!
Würdest du lieber die Fähigkeit haben, zu fliegen, unter Wasser atmen, mit Tieren sprechen oder Gedanken lesen zu können?
Oh je! Hm... fliegen zu können ist ganz nett. Kommt drauf an wie schnell natürlich. So eine Hummel kann auch fliegen, brummt aber ziemlich schwerfällig vor sich hin. Ich entscheide mich fürs Gedankenlesen!
Würdest du lieber jeden Tag dasselbe oder jeden Tag etwas anderes essen müssen für den Rest deines Lebens?
Jeden Tag etwas anderes! Ich finde es schrecklich wenn man auch im Restaurant immer das Gleiche bestellt!
Die letzten Fragen! Bist du bereit?
Oh je!
Was würdest du zu deinem vergangenen Ich sagen, welches gerade erst in die Company gekommen ist bzw. angefangen hat zu tanzen?
Viel Spaß!
Das kam sehr spontan! Lebensmotto?
Oh je?
Was wartet am Ende eines Regenbogens?
Ein Regenbogen hat kein Ende!