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Interview mit Gyula Glaser


Gyula Glaser über die Grundsteinlegung der Company, einen Heiratsantrag mit einem Osterei und den Traum vom Fliegen.


Jetzt spreche ich mit dir, dem Initiator der Interviews: Welche Intention hattest du bei dieser Idee?


Ich wollte den Menschen, die uns folgen und zu unseren Shows kommen, die Möglichkeit geben, jeden Tänzer der Irish Beats Dance Company kennenzulernen, da nach den Shows zu wenig Zeit bleibt, manche Fragen zu klären. So kann ein persönlicher Bezug zu den Tänzern auf der Bühne aufgebaut werden, wenn die Zuschauer die Hintergründe und die Motivation eines jeden einzelnen kennen.


Ich möchte dir jetzt gerne den Ball zuspielen: Welche Frage stellst du dir persönlich denn immer wieder?


Wie lange geht es uns noch so gut wie jetzt?


Und wie lautet die Antwort?


Die Antwort lautet, so lange wie wir es wollen. Natürlich auch wie Nicole und ich vorausplanen können, die Company weiterzuführen und uns um nachfolgende Generationen kümmern. Dafür legen wir jetzt die Grundsteine, damit es die Company auch noch in 10 Jahren geben kann. Vielleicht in einer anderen Form, aber mit den gleichen Wurzeln.


Kannst du dich an den Zeitpunkt erinnern, an dem du wusstest, dass du Tänzer wirst?


Ja, sehr genau sogar. Mein damaliger Trainer hatte mich beiseite genommen und mir gesagt, dass ein professioneller Tänzer aus mir werden könne, wenn ich mich weiterhin so anstrenge und noch härter an mir arbeite, dass er mich zu Auditions schicken kann. Das er damals das Potential in mir gesehen hat, motivierte mich sehr!


Wie war die Einstellung deiner Eltern dazu?


Als ich meiner Mutter davon berichtete, war sie gar nicht so begeistert, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich stand kurz vor dem Abitur und plante zu studieren. Aber dieser eine Zeitpunkt hat etwas bei mir verändert und meine Priorität wurde das Tanzen. Meine Trainingseinheiten haben sich enorm erhöht, ich hatte bis zu 6 Mal Training die Woche, jeweils für 3 Stunden.


Wie hast du das alles in 24h geschafft?


Gute Frage. Ich würde sagen durch Zeitmanagement und auch durch sehr gute Lehrer. Mein Klassenlehrer hat mich damals sehr unterstützt. Es kam nicht selten vor, dass ich eine komplette Unterrichtsstunde verschlafen habe und ich erst zum Klingeln wieder aufgewacht bin. Ich hatte jedes Mal bis 22 Uhr Training und eine Stunde Anfahrt zum Studio. Was bedeutete, dass ich erst um 23 Uhr zu Hause war und meine restlichen Hausaufgaben irgendwie noch erledigen musste. Da musste ich einfach Schlaf nachholen.


Sind alle Lehrer in Ungarn so nett?


Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber ich denke, dass ich großes Glück hatte. Ich werde meinem Klassenlehrer wirklich ewig dankbar sein.


Was hattest du vor zu studieren?


Der Studiengang hieß „Internationale Studien“. Ich wollte als Diplomat im Außendienst arbeiten, soweit zumindest der Plan. Allerdings wurde ich an meiner Wunschuniversität trotz meinem hart erarbeiteten Abitur, das ich mit 1.1 abschloss, nicht angenommen, weshalb meine zweite Studienfachwahl auf „Kommunikation und Eventmanagement“ an einer anderen Universität fiel. Ich habe zeitweise neben dem Tanzen auch erste Artikel zu außenpolitischen Themen verfasst.


Kannst du mir sagen, was das Einflussreichste oder Wichtigste ist, was dir deine Eltern beigebracht haben?


Mein Vater war Hotelmanager. Im Sommer habe ich ihn oft besucht und konnte ihm bei seiner Arbeit zuschauen und sogar mithelfen. Von ihm habe ich gelernt, dass richtige Planung und vorrausschauendes Denken die entscheidenden Grundlagen für Erfolg sind. Meine Mutter musste sich in ihrem Leben vieles erkämpfen. Sie hatte die Willensstärke und den Mut, sich noch mit 55 selbstständig zu machen. Sie war Koordinatorin für eine gemeinnützige Organisation, die Familien, deren Kinder Knochenmarkspenden brauchen, unterstützt. Jetzt ist sie Consultant im Bereich der Intensiv-Kinderpflege. Von ihr lernte ich also Durchhaltevermögen, sich durchzubeißen, auch wenn es scheinbar nicht mehr geht.


Wer oder was hat dich in deiner Kindheit am meisten geprägt?


Tom and Jerry, dann noch Dallas und Knight Rider...

Als Kind und später auch als Jugendlicher habe ich auch viele Sommertage in unserem Ferienhaus am Balaton in Ungarn verbracht. Bis heute kehre ich gerne an diesen Ort zurück, weil ich mich dort richtig entspannen kann und dieser Ort eben doch einen Einflus auf mich hatte.


Wie kam es zu deiner Entscheidung, nach Berlin zu ziehen?


Meine Entscheidung hierher zu kommen, kam wirklich nur wegen Nicole. Wir haben uns im Dezember 2009 kennengelernt…

Moment, das stimmt doch, oder?


Stimmt schon.


Gut. Ich habe also einen Workshop in der Tap Connection gegeben. Danach haben sich die Besuche gehäuft und statt zwei Wochen war ich dann mal einen Monat hier. Als Nicole und ich uns entschieden, zusammen zu arbeiten, habe ich den Schritt gewagt, aus Ungarn nach Berlin zu ziehen. Natürlich gefällt mir die Vielfältigkeit Berlins aber auch besonders gut.


Nicole hat mir erzählt, dass sie wusste, dass ihr zusammen durchs Leben tanzen werdet, als sie dich das erste Mal gesehen hat.


Als ich sie das erste Mal persönlich vor mir gesehen habe, hat sie mich vom Flughafen abgeholt. Ja, sie war klein …

… und mindestens genauso aufgeregt wie ich.


Was waren für dich die schönsten Momente im letzten Jahr?


Der Heiratsantrag für Nicole in Stockholm. Ich hatte mir vorgenommen etwas Besonderes für sie zu planen und da sie Schweden sehr mag, sollte der Antrag auch dort stattfinden. Da es zur Osterzeit gewesen ist, habe ich den Ring in einem Osterei versteckt, als sie dieses öffnete, ist der Ring natürlich erst einmal 10 Meter weit herausgeflogen.


Und schon ging die Ostersuche wieder von vorne los…

Das letzte Jahr ist demnach vor allem privat ein besonderes gewesen. Du bist als Tänzer aber schon viel herumgekommen, warst sogar in New York in einer Off-Broadway Produktion.


Die Zeit, als ich mit der Produktion Noctú auch am Off-Broadway unterwegs gewesen bin, war eine der schönsten Erfahrungen in meinem Leben als Tänzer. Eine Zeit, die ich nie vergessen werde.

Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, dass ich in den letzten Jahren mit einigen unterschiedlichen Produktionen, Tänzern und Crews zusammenarbeiten durfte. 10 Jahre immer in einer gleichen Produktion mitzuwirken, könnte ich mir nicht vorstellen. Auf diese Weise habe ich auch viel darüber gelernt, wie man eine eigene Company leitet.


Nicht zu vergessen, ist auch dein und Nicoles Lead Part bei Magic of the Dance.


Mit dieser Show durften wir in Berlin bei der „Cinema for Peace“ Gala vor Leonardo Di Caprio und Liam Neeson tanzen, was definitiv ein Highlight gewesen ist, doch als Lead in der Rolle des Teufels habe ich meine letzte Show im Tempodrom mitgetanzt, wo auch meine Mama zugeschaut hat. Ich habe mich jedoch während der Show so sehr verletzt, dass ich aus der Tournee aussteigen musste.


Rückschläge gab es also auch…


Natürlich, das gehört zum Leben dazu. Verletzungen, verpasste Auditions, annullierte Tourneen; aber im Vergleich sind diese Rückschläge nur Bruchteile. Das, was zählt, sind die besonderen, unvergesslichen Momente.

Ich denke dabei auch an unsere erste World of Pipe Rock and Irish Dance Show in Hildburghausen 2013, wo wir unerwarteter Weise so viel Energie vom Publikum erhalten haben. Ich ahnte damals, dass wir mit viel Arbeit etwas Großartiges mit Cornamusa schaffen können – tja, und in ein paar Tagen tanzen wir mit unserem eigenen Ensemble im Tempodrom. So schließt sich der Kreis.


Gibt es eine Sache, die wir noch nicht über dich wissen?


Ich habe eine relativ große Flugzeugmodellsammlung zu Hause.


Mir fällt da aber noch etwas ein…


Echt? Was denn?


…erzähl mir mal etwas über deinen Baby-Charlie.


Also, da muss ich jetzt sagen, dass wir den eigentlich nur geholt haben, damit der große Charlie von Nicole nicht alleine ist. Das war ganz uneigennützig!


Verstehe. Faultiere darf man nicht alleine halten.

Ich habe Nicole nach ihrem Interview die Frage gestellt, was sie dich schon immer mal fragen wollte ...


Das ist ungerecht, darf ich ihr dann auch eine Frage stellen? Was möchte sie denn wissen?


Natürlich darfst du. Sie wollte wissen, welchen anderen Beruf du wählen würdest, wenn du dich entscheiden müsstest?


Wenn ich müsste, dann würde ich zum Theater gehen, auch wenn ich nur die Eintrittskarten abreißen dürfte. Obwohl Regie zu führen, auch ein Traum von mir ist.


Nicht vielleicht doch ein Pilot, wegen deiner Leidenschaft für Flugzeuge?


Fliegen ist tatsächlich eine Leidenschaft von mir. Ich habe auch vor, einen Flugschein zu machen. Diesen Sommer habe ich meine erste Flugstunde!


Dann kannst du irgendwann die Company zu den Shows fliegen!


Genau das ist der Plan!


Was würdest du nun Nicole fragen, wenn du sie interviewen würdest?


Hättest du gedacht, dass wir mal so weit kommen?


Es ist soweit! Die Blitzfragen! Wählst du Hard oder Soft?


Hard, schieß los!


Wenn du die Gelegenheit bekämest einfach auszubrechen, für einen einzigen Tag, ohne Verpflichtungen, wo würdest du hingehen?


Einen Tag auf den Malediven am Strand wäre nicht schlecht. Du hast bestimmt eine andere Antwort erwartet, aber das wäre wirklich gut.


Wäre das dein persönliches Paradies?


Ja! Wenn ich dann noch leckeres Essen kochen darf und mir Flugzeuge am Himmel anschauen kann, dann wäre das mein persönliches Paradies.


An was denkst du als erstes, wenn du versuchst, für einen Moment lang nichts zu denken?


Em …


Stell dir vor du hast eine Leinwand vor dir, sowie Farben und Malinstrumente: Du dürftest nun etwas malen, was dein Leben am besten beschreibt.

Was würdest du mit welchen Farben malen?


Ich kann nicht malen.


Für diese Frage schon.


Ich würde einen blauen Kreis malen.


Kann man Rhythmus lernen oder glaubst du, dass das ein natürliches Talent sein muss?


Einiges kann erlernt werden, zum Beispiel den Rhythmus in Takte zu zerlegen. Aber Rhythmusgefühl muss einem in irgendeiner Form gegeben sein. Im Irish Dance ist man ansonsten spätestens in den Hardshoes verloren. Dabei muss ja nicht nur die Musik mit einer Abfolge von Schritten verbunden werden, sondern der Tänzer ist dann aktiv an der Formung des Rhythmus beteiligt.


Wer hat mehr Geduld: Nicole mit dir oder du mit ihr?


Nicole hat definitiv mehr Geduld mit mir!


Die letzten Fragen:

Was sagst du Jungs, die gerne Tänzer werden wollen, sich aber aufgrund von Kommentaren anderer nicht trauen.


Ich habe auch die Erfahrung gemacht. Aber als ich meine erste Europameisterschaft nach Hause gebracht habe, hat das aufgehört. Wirklich, auf solche Kommentare sollte man keinen Wert legen!


Was möchtest du der Company noch sagen oder mit auf den Weg geben?


Dass wir alle stolz auf uns sein können – dass ich sehr stolz auf alle bin. Wir sollten immer im Auge behalten, wo unsere Wurzeln liegen, was wir schon alles geschafft haben und was uns noch bevorsteht. Jeden großen Auftritt, wie Tempodrom, Halle oder Lübeck, aber auch jeden kleineren, denn jeder Auftritt ist ein Anlass, unser Bestes zu geben. Es sind jedes Mal Chancen, Erfahrungen zu sammeln und diese Chancen sollen zu 100% ausgeschöpft werden.

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